In vielen Ländern dieser Welt sind Menschen, darunter vor allem die Kinder, von absoluter Armut betroffen. Sie müssen sich und ihre Familie von weniger als einem US-Dollar am Tag durchbringen – das reicht oftmals nicht einmal fürs Essen, geschweige denn für eine gesunde Ernährung, Freizeit und Hobbys oder gar einen Schulbesuch. Betroffene Kinder haben keine Chance, aus dieser Armutsspirale auszubrechen, denn der einzige Weg heraus – Bildung – ist ihnen verwehrt. Die einzige Möglichkeit, doch noch der Armut zu entrinnen, wird durch die Arbeit der verschiedenen Hilfsorganisationen ermöglicht. Diese meist durch Entwicklungshilfegelder und vor allem durch Spenden finanzierten Organisationen vermitteln unter anderem Kinderpatenschaften, bei denen ein oder zwei Paten ein bestimmtes Kind über mehrere Jahre hinweg unterstützen und ihm so eine Ausbildung und ein besseres Leben ermöglichen.
Was sind Patenschaften?
Eine Patenschaft ist durch die „freiwillige Übernahme einer Fürsorgepflicht“ gekennzeichnet, im Falle der Kinderpatenschaft betrifft dies den finanziellen Teil der Fürsorge. Eine Hilfsorganisation vermittelt dabei dem potenziellen Paten ein Kind, wobei sowohl das Herkunftsland sowie auch das Geschlecht des Kindes oftmals durch den Paten vorab bestimmt werden können. In der Folge überweist der Pate meist zwischen 30 bis 400 EUR pro Jahr an die Hilfsorganisation. Je nach Patenschaftsprogramm erhält das Kind davon finanziertes Schulmaterial, Lebensmittel, Hygienematerial und anderes. Zudem werden davon Schulgebühren bezahlt sowie eine Beteiligung an den Kosten für neue Einrichtungen innerhalb der Heimatgemeinde des Kindes wie beispielsweise der Neubau einer Schule, eines Krankenhauses, eines Brunnens etc. Auf Wunsch sind auch Sonderspenden möglich, mit denen der Pate bestimmte Ausgaben für das Kind direkt finanziert. Auch besteht die Möglichkeit, nicht nur ein Kind, sondern im Rahmen einer Familienpatenschaft eine ganze Familie zu unterstützen. Im Gegenzug erhält der Pate regelmäßig Post von „seinem“ Patenkind sowie auch Berichte, die Informationen über die Entwicklung des Kindes geben. Auch ein Besuch des Patenkindes in seinem Heimatland ist möglich. Von einer Patenschaft profitiert in der Regel nicht nur das Patenkind, sondern seine ganze Familie oder sogar sein Heimatdorf. Wer über eine Patenschaft nachdenkt, sollte sich seiner Verantwortung bewusst sein. Zwar ist es jederzeit – natürlich unter Wahrung der Kündigungsfristen – möglich, die Patenschaft zu beenden, doch sollte dem Paten dabei auch bewusst sein, welche Folgen dies für sein Patenkind und seine Familie hat.
Formen der Patenschaft
Patenschaft ist jedoch nicht gleich Patenschaft. Die wahrscheinlich bekannteste Form ist die Einzelpatenschaft, bei der ein Pate ein bestimmtes Kind protegiert. Es gibt jedoch noch andere Formen, die aufgrund der Kritik an der Kinderpatenschaft entwickelt wurden und deren Nachteile ausgleichen sollen bzw. die in Folge bestimmter Projekte ins Leben gerufen wurden
1. Schulpatenschaften
Bei einer Schulpatenschaft handelt es sich im Prinzip um eine spezielle Einzelpatenschaft, bei der ein oder zwei Paten einem Kind den Schulbesuch ermöglichen. Der Pate übernimmt die Schulgebühren und oft in Form von Sonderspenden auch andere schulbedingte Kosten wie beispielsweise die Kosten für Schulmaterialien, -bücher und –uniformen. Bei manchen Organisationen sind derartige Kosten bereits im Spendenbeitrag enthalten, bei anderen wiederum nicht.
2. Ausbildungs- und Studienpatenschaften
Eine solche Patenschaft kommt vor allem älteren Kindern oder auch Jugendlichen zu Gute, die von den Spendengeldern ihre Ausbildung finanzieren. Der Pate kommt dabei für die Studiengebühren bzw. Schulgebühren der Höheren Schule bzw. der Berufsschule auf.
3. Projektpatenschaften
Statt eine Einzelpatenschaft zu übernehmen, kann der potenzielle Pate auch ein Projekt unterstützen. Dabei kommt das Geld einem konkreten Projekt (z. B. Bau und Unterhalt einer Schule oder eines Krankenhauses) zu Gute. Bei dieser Form der Patenschaft profitieren also viele Kinder mit ihren Familien, nicht nur ein einzelnes.
4. Unterrichtspatenschaften / Klassenpatenschaften
Eine weitere Form der Gemeinschaftsunterstützung besteht darin, nicht nur einem einzelnen Schüler, sondern einer ganzen Klasse den Besuch der Schule zu ermöglichen. Durch die Patenbeiträge werden u. a. die Lehrergehälter sowie die Unterrichtsmaterialien bezahlt. Wie bei anderen Formen der Gemeinschaftspatenschaften auch sind bei einer solchen Patenschaft mehrere Paten an einem Projekt beteiligt.
Warum Indien?
Es gibt viele arme Kinder auf der Welt. Südamerika, Afrika und Asien – Millionen Kinder hungern, haben keinen Zugang zu sanitären oder Gesundheitseinrichtungen und können eine Schule besuchen. Warum also sollte man sich dafür entscheiden, ein indisches Kind zu unterstützen? Indien ist neben China das bevölkerungsreichste Land der Erde. Wirtschaftlich prosperiert der Staat, wovon allerdings aus verschiedenen Gründen nur eine kleine Minderheit profitiert. Das Gros der Inder ist bitter arm und hat kaum eine Chance, dieser Armut zu entrinnen. Was diese Armut für indische Kinder bedeutet und unter welchen Bedingungen sie aufwachsen müssen, konnten sicherlich viele westliche Zuschauer erstmals dem indischen, oscargekrönten Film „Slumdog Millionaire“ entnehmen. Aufgrund des immer noch präsenten Kastenwesens haben viele Menschen allein aufgrund ihrer Geburt keine Möglichkeit des sozialen Aufstiegs – eine Patenschaft kann jedoch helfen, einem benachteiligten Kind diesen Weg zu ermöglichen.
Kinderpatenschaften Vergleich
ORGANISATION | INFORMATIONEN | AKTIVITÄTEN | FORMEN DER PATENSCHAFT |
---|---|---|---|
World Vision | eine der größten Entwicklungshilfeorganisation en weltweit christlicher Hintergrund berät die UNESCO und arbeitet u. a. mit UN- Organisationen zusammen Hauptsitz in den USA | Entwicklungszusammenarbeit Humanitäre Hilfe Entwicklungspolitische Lobby- und Bildungsarbeit Unterstützt christliche Mission | Freie Spende Einzelpatenschaft Starthelferprogramm für Kleinkinder Projektspende Katastrophenhilfe Stiftung |
SOS-Kinderdörfer | Nichtstaatliche und überkonfessionelle Hilfsorganisation SOS-Kinderdörfer betreuen in Entwicklungsländern in erster Linie Waisen und ermöglichen diesen eine Ausbildung Betreuung von Sozialwaisen in Industrieländern Hauptsitz in Österreich | Leitbild: SOS-Kinderdorfkinder wachsen mit einer Kinderdorfmutter zusammen mit anderen Kindern in einem Familienverband auf Arbeit in verschiedenen SOS- Eiririchtungen | Einmalige Spenden Einzelpatenschaft Dorfpatenschaft Fördermitgliedschaft |
Plan Deutschland / Plan International | International tätiges Kinderhilfswerk Nichtstaatlich, überkonfessionell | Finanzierung von Selbsthilfeprojekten | Einzelpatenschaften |
Thara India e. V. | Eingetragener deutscher Verein mit Sitz in Nürnberg | Unterstützt Kinder und Jugendliche im indischen Staat Andhra Pradesh und ermöglicht ihnen den Schulbesuch | Einzelpatenschaften Projektspenden Einzelspenden |
Aktionsgruppe Kinder in Not e.V. | Kurz KiN Deutsche Hilfsorganisation, die mit der Gisela-Wirtgen- Stiftung verbunden ist Politisch und konfessionell unabhängig | Unterstützt notleidende Kinder in der Dritten Welt mit Spenden und Arbeitsleistung der Vereinsmitglieder Hilfe zur Selbsthilfe | Einzelpatenschaften Projektpatenschaften Unterstützung von Schulen, Krankenhäusern, Kindergärten, Kinderheimen und Berufsbildungs- stätten |
Ausbildungshilfe Indien e.V. | Gemeinnütziger Verein mit Sitz in Oldenburg | Unterstützt hilfsbedürftige Jugendliche in Goa bei der Finanzierung einer qualifizierten Ausbildung | Einzelpatenschaften |
Dakini Netzwerk e.V. | Eingetragene deutsche Hilfsorganisation Besonderheit: Verwaltungskosten werden sämtlich durch Mitgliedsbeiträge und nicht durch Spenden getragen | Unterstützt hilfsbedürftige Flüchtlinge, v. a. Inder, Nepalesen und Tibeter Unterstützung auch für buddhistische Nonnen und Mönche möglich | Einzelpatenschaften Projektpatenschaften Spenden Ehrenamtliches Engagement |
Heartkids e.V. | Eingetragener Verein mit Sitz in Freiburg im Breisgau | Unterstützt in verschiedenen Projekten notleidende Menschen in Südindien, die aufgrund von Behinderungen, Krankheiten, Obdachlosigkeit, Tod von Familienmitgliedern, finanziellen Notlagen o.ä. sozial benachteiligt sind Aufbau ähnlich wie SOS- Kinderdörfer | Mitgliedschaft Projektpatenschaft |
Christoffel- Blindenmission | Christliche Entwicklungshilfeorganisation mit Hauptsitz in Deutschland | Unterstützt in erster Linie blinde, gehörlose, geistig sowie körperlich behinderte Menschen in Dritte-Welt- Ländern Verbesserung der Lebens- situation Behinderter sowie Präventionsarbeit | Kinderpatenschaften Projektpatenschaften |
Kinderpatenschaft Kritik
Kinderpatenschaften, insbesondere die Einzelpatenschaften, stehen seit Jahren aus verschiedenen Gründen in der Kritik. Aus diesem Grund werden Kinderpatenschaften nicht von allen großen Hilfsorganisationen angeboten, wobei diese deshalb allerdings über sinkende Spendeneinnahmen klagen. Steigende Einnahmen durch Spenden verzeichnen dagegen vor allem die Organisationen, die Patenschaften ermöglichen. In der Tat sich Patenschaften durchaus kritisch zu sehen, andererseits bieten sie jedoch auch konkrete Vorteile wie beispielsweise diesen, dass der Spender genau weiß, was mit seiner Spende passiert und wer davon profitiert. Zu kritisieren sind hingegen vor allem folgende Punkte:
1. Der Verwaltungsaufwand ist für Patenschaften immens hoch.
Insbesondere Einzelpatenschaften haben einen sehr hohen Verwaltungsaufwand, was seitens der Hilfsorganisationen allerdings meist verschwiegen wird. Ein großer Teil der Spende kommt ergo nicht direkt dem Patenkind oder dem Patenprojekt zu Gute, sondern muss für die Finanzierung der Verwaltung ausgegeben werden.
2. Die Patenschaft kommt nur einem einzelnen Kind zu Gute.
Ein ebenfalls häufig angebrachter Kritikpunkt ist, dass die Patenschaft nur einem Einzelnen zu Gute kommt und somit an der gesamtgesellschaftlichen Situation nichts verändert werden kann. Dabei stellt sich allerdings die Frage, ob dieser Gedankengang in der Tat so korrekt ist, denn: Es profitiert nicht nur das einzelne Kind, sondern oft auch seine Familie. Des Weiteren können auch Gemeinschaftsprojekte gefördert werden. Ein ernstlich bedenkenswerter Punkt ist allerdings die mögliche soziale Isolierung des Kindes durch den Neid nicht geförderter Kinder und deren Familien.
Letzten Endes ist das Thema Kinderpatenschaft ein schwieriges. Einerseits haben schon viele Kinder von einer solchen profitiert, andererseits ist es doch nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Wer die Problematik einer Einzelpatenschaft umgehen möchte, kann sich jedoch für eine Gemeinschaftspatenschaft entscheiden und somit die durchaus berechtigten Kritikpunkte umgehen.
Foto: © V.R.Murralinath – Fotolia.com